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08.05.2018

Mitgliederversammlung und Tag der Physiotherapie: Berufspolitisches und Fachliches aus erster Hand

Unsere Mitgliederversammlung veranstalteten wir in diesem Jahr im Rahmen eines „Tags der Physiotherapie“ am 28. April in Heidelberg. Die Resonanz bei unseren Mitgliedern war sehr positiv. Knapp 90 Mitglieder kamen, um sich vor Ort über Berufspolitischen und Fachliches zu informieren, um sich auszutauschen und um einen neuen Vorstand zu wählen.

Die Berufspolitik im Fokus

Der erste Teil der Veranstaltung stand ganz im Zeichen der Berufspolitik. Gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Landesgruppe Baden-Württemberg des VPT, Raymond Binder, beschrieb Michael N. Preibsch, Vorstand in unserem Landesverband, die aktuellen politischen Entwicklungen und machte deutlich, dass die Physiotherapieverbände in den letzten Jahren viel erreicht haben. Durch gezielte Kampagnen und eine umfassende Lobbyarbeit, rückte das Thema „Physiotherapie“ auf die politische Agenda. Der Gesetzgeber spürte den überfälligen Handlungsbedarf und machte durch das Gesetz zur Stärkung der Heil- und Hilfsmittelversorgung (HHVG) und das Gesetz zur Stärkung der Versorgung in der gesetzlichen Krankenversicherung (Versorgungsstärkungsgesetz GKV-VSG) u.a. Gebührenerhöhungen um die 30 Prozent möglich.

Preibsch machte deutlich, dass es der Politik vor allem um die Versorgung der Bevölkerung mit physiotherapeutischen Leistungen geht. Von daher hat sie großes Interesse daran, Instrumente zu finden, die den Fachkräftemangel langfristig bekämpfen. Dem Fachkräftemangel ist aber nur mit einer Attraktivitätssteigerung des Berufes beizukommen, so Preibsch. Hier sind die Schulgeldfreiheit, eine höhere Vergütung sowie die fachliche Anerkennung der physiotherapeutischen Leistungen unumgänglich. Die Verbände sind an diesen Themen dran.

Verkammerung, Modellvorhaben „Blankoverordnung“ und Regelstudium Physiotherapie

Aber auch andere Themen wurden von den beiden Vorsitzenden erläutert. Darunter das Modellvorhaben „Blankoverordnung“, das die beiden Berufsverbände mit der AOK Baden-Württemberg ausgearbeitet haben und das bald in Modellregionen testen wird, welche Vorteile es mit sich bringt, wenn der Therapeut anstelle des Arztes das Therapiemittel,  die Dauer und die Frequenz bestimmt. Auch die Verkammerung rückte immer wieder in den Fokus, nämlich wenn eine Selbstverwaltung des Berufes zu mehr Entscheidungsfreiheiten führen würde. Ebenso wurde das Thema Akademisierung von den Vortragenden aufgegriffen – hier geht es zur Zeit vor allem darum zu erreichen, dass am Ende der jetzigen Legislaturperiode die Modellstudiengänge in Regelstudiengänge überführt werden.

Mitgliederversammlung

Bei der im Anschluss stattfindenden Mitgliederversammlung gingen die Vorstände Hannah Krappmann und Michael Austrup noch einmal konkreter auf die Aktivitäten des Landesverbands ein. Michael Austrup beschrieb so die Regionalgruppenarbeit, die in Baden-Württemberg vorbildlich ist,  und rief alle Anwesenden dazu auf, sich vor Ort zu engagieren. Auch machte er noch einmal auf die Möglichkeit aufmerksam, über die „Physio-Themen“ direkte Infos vom Vorstand in die Regionalgruppen zu holen. Ein besonderes Augenmerk legte Michael Austrup noch einmal auf das Thema Verkammerung. Ihm ist es wichtig, den Ängsten der Kolleginnen und Kollegen zu begegnen, denn eine Kammer würde für die Physiotherapeuten viele Möglichkeiten eröffnen und großen Nutzen haben. Hier Aufklärungsarbeit zu leisten ist eines seiner Themen für die kommenden Jahre.

Hannah Krappmann berichtete zur Angestelltenarbeit, die im Landesverband nach wie vor ausbaufähig ist. Oftmals mangele es an der Beteiligung und der Rückmeldung der Angestellten selbst, so Hannah Krappmann. Sie appellierte deswegen an alle Angestellten sich einzubringen. Sehr erfolgreich war im vergangenen Jahr die Juniorenarbeit des Landesverbands. Über Schulbesuche und das Berufseinsteigerforum konnten viele neue Mitglieder gewonnen werden. Viele jungen Kolleginnen und Kollegen beteiligten sich derzeit aktiv im Landesjuniorenrat.

Vorstandswahl

Nachdem der nächste Tagesordnungspunkt - die Aussprache über die Rechenschaftsberichte - schnell und ohne nennenswerte Zwischenfragen abgehandelt wurde, stand die Vorstandswahl auf dem Programm. Michael Preibsch und Michael Austrup stellten sich zur Wiederwahl. Hannah Krappmann, die nach dem frühzeitigen Ausscheiden von Silke Groß kooptiert wurde, stellte sich erstmalig dem Mitgliedervotum. Gegenkandidaten gab es keine. Alle drei wurden ohne Gegenstimmen gewählt.

„Wir freuen uns alle drei über diese tollen Wahlergebnisse: Die große Unterstützung der Mitglieder gibt uns Rückendeckung für unsere berufspolitische Arbeit in den nächsten drei Jahren“, so Preibsch nach der Wahl.

Fachvortrag: „Evidenzbasierte Physiotherapie beim subakromialen Schmerzsyndrom“

Eine der häufigsten ärztlichen Diagnosen bei Patienten mit Schulterbeschwerden ist das sogenannte Impingementsyndrom, auch als subakromiales Schmerzsyndrom (SSS) bezeichnet. Zu diesem Thema hielt Professor Thilo O. Kromer vor unseren Mitgliedern und den Mitgliedern des VPT nach der Mitgliederversammlung einen Fachvortrag. Anhand des Fallbeispiels einer 38-jährigen Verkäuferin zeigte Prof. Kromer auf, wie man Impingement evidenzbasiert diagnostiziert und therapiert. Bei der Diagnose sind Assessment und Verlaufskontrolle unerlässlich. Kromer arbeitet mit pathologiespezifischen Fragebögen (Abfrage von individuellen Aktivitätseinschränkungen). Er empfiehlt gezielt Fragen zu stellen und Körperdiagramme (sog. Bodycharts) für die Schmerzlokalisation anzufertigen.

Erst nach der evidenzbasieren Diagnose beginnt die eigentliche Therapie. Kromer setzt auf Übungstherapie als Basistherapie und eventuell zusätzlicher Physiotherapie (Manuelle Therapie) bei passiver Einschränkung. Durch Übungstherapie und Physiotherapie braucht ein großer Prozentsatz der Patienten keine OP mehr.  Die  von Kromer vorgestellte Übungstherapie besteht aus einem Grundprogramm (4 bis 6 Wochen) und einem Aufbauprogramm (zusätzliche Übungen). Er machte deutlich, dass Patienten maximal 3 bis 4 Übungen pro Sitzungen aufnehmen können. Möglichkeiten der Selbstkontrolle sind sinnvoll.

Nach vier bis fünf Wochen ist eine Verlaufskontrolle durch Fragebögen/Assessments wichtig. Wenn das Übungsprogamm nach 12 Wochen ohne erhoffte Wirkung ist, ist eine Unterbrechung angezeigt. Für die Teilnahme an dem Vortrag wurden durch die Verbände zwei Fortbildungspunkte vergeben. 

„Uns allen hat der Tag viel Freude bereitet – die Mischung von Berufspolitik, Fachlichem und dem kollegialen Austausch unter den Kollegen in den Pausen war genau richtig!“ so das frischgewählte Vorstandsmitglied Hannah Krappmann nach der Veranstaltung.