Großer Andrang bei TheraPro und physiokongress
Ein aufregendes Kongress- und Messewochenende in Stuttgart liegt hinter uns. Der Landesverband Baden-Württemberg von PHYSIO-DEUTSCHLAND war am vergangenen Wochenende mit einem Stand auf der TheraPro und zwei Modulen im Programm des 11. physiokongresses des Thieme-Verlags vertreten. Große Unterstützung hatten wir aus den Landesverbänden Bayern und Hessen, vom BundesStudierenden- und vom BundesJuniorenRat sowie von unseren Landesjunioren.
Über 10.000 Fachbesucher kamen in diesem Jahr zur TheraPro, darunter viele Physiotherapeuten. Unser „Stand der Verbände“ lag zentral und war über alle drei Messetage sehr gut besucht. Viele Besucher lobten die Initiative der beiden Berufsverbände PHYSIO-DEUTSCHLAND und VPT, gemeinsam einen Stand zu betreuen. Die Verbände wollten damit zeigen, dass sie in wesentlichen Fragen zusammen stehen und sich gemeinsam für die Physiotherapie einsetzen.
Treffpunkt Physiotherapie
„Wir wollten mit unserem Stand einen Treffpunkt für alle Physiotherapeuten schaffen“, so Silke Groß, Vorstand im Landesverband Baden-Württemberg, „einen Treffpunkt, um sich auszutauschen, sich bei einer Tasse Cappuccino über das Kongressprogramm zu unterhalten – aber natürlich auch um über unsere Verbandsarbeit zu informieren und Fragen rund um das Thema Physiotherapie zu beantworten. Die aktuelle Berufspolitik spielte dabei eine große Rolle.“Und weiter: „Ich hatte sehr viele gute Gespräche, vor allem auch mit jungen Physios. Das Interesse an unserer Arbeit ist also da, für uns gilt es, die Begeisterung zu wecken!“ Und Michael Austrup, ebenfalls im Landesvorstand, resümiert: „Mein Eindruck war, dass der Stand noch besser angenommen wurde als in den Jahren zuvor. Oft ging es in den Gesprächen um unsere derzeitige Situation, die Vergütung, die Arbeitsbedingungen, die Schulkosten. Klar ist: Der Frust ist groß – Handeln ist gefragt. Ich finde es gut, im Gespräch direkt die schlechte Stimmung auffangen zu können und an praktischen Beispiele zu zeigen, dass wir als berufsständische Vertretung eben doch nicht nur reden, sondern ganz konkrete Ziele haben, und eine Strategie verfolgen, um unsere Forderungen durchzusetzen. Leider braucht das mehr Zeit als uns lieb ist – nichts tun ist aber keine Alternative!“
Viele Schülerinnen und Schüler
Vor allem am Freitag waren viele Schülerinnen und Schüler auf der Messe – gut, dass diese von unseren Junioren und Studenten aus den Junioren- und Studierendenräten von PHYSIO-DEUTSCHLAND beraten werden konnten. Oft ging es um Fragen rund um Ausbildung und Studium, aber auch um die Vorteile und die Sinnhaftigkeit einer Verbandsmitgliedschaft in der heutigen Zeit. Die Begeisterung der Junioren für die Verbandsarbeit war in den Gesprächen deutlich zu spüren und ist bestimmt das eine oder andere Mal auf die jungen Messebesucher übergesprungen.
Fachkongress der Physiotherapeuten
Volles Haus auch bei der Eröffnungsveranstaltung des 11. physiokongresses in Stuttgart. Zwei Keynotereferate zu den Top-Themen Stress und Gesundheitsziele haben die Teilnehmer auf spannende und abwechslungsreiche Kongresstage eingestimmt: Dr. Barbara Hochstrasse beleuchtete im Eröffnungsvortrag die biologischen und psychologischen Mechanismen von Stress. Heutzutage ist der Begriff an sich meist negativ besetzt. Dabei muss das gar nicht so sein. Ausgehend von den menschlichen Grundbedürfnissen nach Autonomie, Zugehörigkeit und Kompetenz animierte sie die Zuhörer, sich auf Herausforderungen gezielt vorzubereiten und damit Stress zu vermeiden. Der Rat von Dr. Hochstrasse: Vorbereiten, Fakten analysieren und dann eine Herausforderung gelassen annehmen. Direkt im Anschluss referierte Dr. Gudrun Sprösser über gute Vorsätze und Herangehensweisen, wie man Gesundheitsziele formulieren und erfolgreicher umsetzen kann. Mithilfe eines „science lab“ veranschaulichte sie auf amüsante Weise, dass beispielsweise „normales Essverhalten“ mehr Faktoren beinhaltet als gesundes Essen und ausreichend Bewegung. Den Menschen und sein Umfeld als Ganzes zu sehen, sich nicht auf einzelne Faktoren zu konzentrieren, sondern personenbezogen und individuell vorzugehen, so lässt sich die Botschaft der Eröffnungsveranstaltung zusammenfassen.
Neue Strukturen brauchen wir
Die Module 4 und 5 des physiokongresses, der mit 720 Besuchern sehr gut besucht war, wurden in Kooperation mit unserem Landesverband durchgeführt. Florian Schneider, Schulleiter des UlmKollegs, fasste den Inhalt seines Moduls unter der Überschrift „Die Physiotherapie wie sie ist und wie sie sich entwickelt – was bringen uns Gegenwart und Zukunft“ zusammen. Zunächst ging es in dem Vortrag von Jutta Hinrichs und Mira Mette um interprofessionelles Lernen von Physiotherapieschülern und Medizinstudenten. Thomas Koller stellte in seinem Vortrag zum Clinical Reasoning anschaulich dar, wie wichtig Übung und Erfahrung beim Befunden sind und inwiefern junge Physios von ihren erfahrenen Kollegen profitieren können. Um die Deutsche Gesellschaft für Physiotherapie und in diesem Zuge um die Professionalisierung unseres Berufsstandes ging es dann in dem Vortrag von Dr. Kerstin Lüdtke.
Neue Denkmodelle und Ausbildungsstrukturen standen im Modul 5 im Zentrum des Vortrags von Professorin Mieke Wasner und Andreas Pust. Beide stellten die „Professionalisierungsmatrix Physiotherapie“ (PromPt) vor, in dem sie den Akademisierungsprozess exemplarisch zu Ende dachten, um eine konkrete Diskussionsgrundlage zu haben. Einstieg in den Beruf soll nach diesem Modell der Bachelorabschluss sein, wie auch in den anderen europäischen Ländern. Um die Professionalisierung des Berufsstandes ging es im Vortrag von Dr. Claudia Kemper, die aufzeigte, wie wichtig die Leitlinienarbeit ist. Denn Leitlinien als ärztliche Entscheidungshilfen bei bestimmten Diagnosen entscheiden maßgeblich darüber mit, ob das Mittel „Physiotherapie“ verordnet wird oder nicht. Moderiert wurde das Modul von Susanne Klotz, Sprecherin der Bundesstudierenden von PHYSIO-DEUTSCHLAND.
Angestelltenseminar: Schneller befunden, besser behandeln
Ein Novum auf der Messe war das Seminar „Zeitdruck – Qualitätsdruck – Ergebnisdruck! Geht das alles noch unter einen Hut?“, in dem der Schweizer Thomas Koller, Physiotherapeut (MSc) und Fachexperte an der Rehaklinik Bellikon, quasi in der Nussschale aufzeigte, wie man im stressigen Praxisalltag schneller und effektiver Befunden kann. Mit diesem Seminar griff Silke Groß den Umstand auf, dass gerade Angestellte in Praxen unter der Arbeitsverdichtung leiden. Ziel des Seminars war neben der fachlichen Information auch die Gründung eines Netzwerkes für Angestellte in Praxen.
Nach drei Tagen Kongress und Messe können wir ein durchweg positives Fazit ziehen. Wir danken all unseren Helfern und Unterstützern herzlich!