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20.07.2020

Videotherapie als Option in der Physiotherapie: im Gespräch mit Uwe Eisner

Aufgrund der Corona-Pandemie haben die Krankenkassen den Physiotherapeuten und Patienten bis zum 30. Juni 2020 unter bestimmten Voraussetzungen die Möglichkeit einer Videotherapie erlaubt. Dies ist nun aktuell nicht mehr vorgesehen. Darüber sprechen wir heute mit Uwe Eisner, dem stellvertretenden Vorsitzenden von PHYSIO-DEUTSCHLAND.

Hallo Uwe, hast Du selbst Gebrauch von der Möglichkeit der Videotherapie gemacht? Wenn ja, wie waren Deine Erfahrungen damit?

Ja, in der Tat. Nachdem die Krankenkassen in ihren Empfehlungen diese Möglichkeit eingeräumt haben, habe ich mir schnell Gedanken zur Umsetzung in der Praxis gemacht. Dazu haben wir als Verband dann auch auf unserer Corona-Sonderseite mit umfangreichen Informationen berichtet. Meine Erfahrungen und die Rückmeldungen von Kollegen waren sehr positiv. Selbstverständlich galt es zunächst, vernünftige technische Voraussetzungen zu schaffen und der Patient musste mit der Therapie via Video einverstanden sein.

Was hältst Du davon, dass es diese Möglichkeit nun nicht mehr gibt?

Für mich zählt, dass wir dazu aktuell im Gespräch mit den Kostenträgern sind und die Forderung nach der Möglichkeit der Videotherapie in die Verhandlungen zum Bundesrahmenvertrag einfließen.

Ich hätte mir gewünscht, dass die Videotherapie weiterhin in den Empfehlungen der Kostenträger berücksichtigt wird. Das wäre für viele Risikopatienten und deren physiotherapeutischen Versorgung in der aktuellen Corona-Situation sinnvoll gewesen. Denn es weiß aktuell noch keiner, wie sie sich in den nächsten Wochen entwickeln wird. Ich halte die Videotherapie ganz grundsätzlich für eine gute Ergänzung zur regulären Therapie in der Praxis – besonders für Risikopatienten.

Wo siehst Du den Nutzen für den Patienten?

Die Videotherapie hat für Patienten, die aufgrund ihrer gesundheitlichen Situation nicht für jede Therapieeinheit in die Praxis kommen können, aus meiner Sicht drei Anwendungsszenarien: Erstens zur Kontrolle von Übungen, die der Patient in der Praxis erlernt hat. Darüber hinaus zur Übungsanleitung. Ich als Therapeut kann dem Patienten Übungen per Videotherapie vormachen und dessen Ausführung im Anschluss kontrollieren. Für mich ebenfalls sehr wichtig ist der edukative Teil der Therapie. Ich kann auch per Videotherapie aufklären und beraten, was für den Patienten in seinem persönlichen Alltag im Hinblick auf die vorliegende Diagnose und die Therapie wichtig ist.

Wie ist deine Einschätzung? Ist die Videobehandlung eine neue Art der Behandlung gar ein neues Heilmittel?

Nein, ganz sicher nicht. Es ist lediglich ein anderer Vermittlungs- oder Zugangsweg im Rahmen der physiotherapeutischen Behandlung. Man muss zwar seine Kommunikation mit dem Patienten etwas anpassen, allerdings machen wir noch immer das Gleiche: Aktive Krankengymnastik, Feedback zu Bewegungsdurchführung und Aufklärung/Edukation. Das sind alles Elemente der "klassischen" Krankengymnastik, die wir jeden Tag anwenden. Was soll daran neu sein?  

Vielen Dank für das Gespräch. Über den Fortgang der Verhandlungen mit den Kostenträgern werden wir berichten.