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06.09.2019

S3-Leitline „Mediastinitis“ erschienen

Thoraxchirurgische Eingriffe sind für Menschen mit Herzerkrankungen lebensrettend. Die mediane Sternotomie gilt dabei als Standardoperationsmethode und eröffnet den Zugang zu sämtlichen Organen der Brusthöhle. Trotz dieses häufig verwendeten und sicheren Verfahrens erleiden jährlich rund 2000 Patienten in Folge des Eingriffs eine Infektion des Bindegewebes zwischen Herz und Lunge, die Mediastinitis.

Die Erkrankung kann lebensbedrohlich werden, denn über das Mediastinum können sich Erreger leicht ausbreiten und Herz oder Lunge befallen. In der Nachbehandlung von Patienten mit thoraxchirurgischen Eingriffen gilt es daher, viel Aufklärungsarbeit zu leisten und potenzielle Risikofaktoren so weit als möglich auszuschließen. Unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG) wurde deshalb die S3-Leitlinie „Management der Mediastinitis nach herzchirurgischem Eingriff“ erarbeitet und bei der AWMF unter der Registernummer 011-022 veröffentlicht. Für PHYSIO-DEUTSCHLAND war Andreas Fründ, leitender Physiotherapeut am Herz- und Diabeteszentrum NRW, als Mandatsträger an der Erstellung beteiligt. Herr Fründ leitet die Arbeitsgemeinschaft Herz-Kreislauf im Deutschen Verband für Physiotherapie. Mediastinitis ist meist eine Verdachtsdiagnose anhand der klinischen Symptome der Patienten. Zu diesen können zählen: 

  • Plötzlich auftretende Symptome eines Infektes (Fieber, Abgeschlagenheit, Schüttelfrost)

  • Schmerzen hinter dem Brustbein, beispielsweise beim Schlucken

  • Herzrasen und Leistungsschwäche

  • Atemnot, Kurzatmigkeit und Husten

Patienten mit Diabetes mellitus, pAVK, Adipositas, Herzinsuffizienz, Niereninsuffizienz, COPD und Osteoporose gelten als besondere Risikogruppen. Aber auch Patienten mit höherem Alter (über 75 Jahre), geschwächtem Immunsystem und thorakalen Voroperationen oder Myocardinfarkt innerhalb der letzten sechs Monate neigen dazu, eine Mediastinitis zu entwickeln. Für Physiotherapeuten ist es daher wichtig, die Erkrankungshistorie der Patienten stets im Blick zu behalten und beim Auftreten der genannten Symptome dringlich ärztliche Abklärung anzufordern.

Die physiotherapeutische Behandlung kann den Heilungsverlauf positiv beeinflussen, weshalb folgende Therapieziele im Mittelpunkt der Therapieplanung stehen sollten:

  • Schulung des Patienten hinsichtlich Hustens, Atmung und Eigenmobilisation

  • Sekretolyse und atemtherapeutische Unterstützung

  • Frühzeitige Mobilisation zur Vermeidung langwieriger Verläufe

  • Schmerztherapeutische Maßnahmen aus der physikalischen Therapie (z.B. Wärme, Massagen, Lymphdrainage)

Bei allen Maßnahmen, auch in der anschließenden Rehabilitationsphase, ist es darüber hinaus sehr wichtig, eine stetige Wundbeobachtung durchzuführen. Besonderes Augenmerk ist dabei auf die Gefahr einer Sternuminstabilität zu richten. Diese gilt als hoher Risikofaktor für das Auftreten einer Infektion. Deshalb sollten Patienten nach thoraxchirurgischen Eingriffen intensiv geschult werden, wie sie eine Überlastung des Sternums vermeiden. Das Tragen schwerer Gewichte, Überkopfarmbewegungen oder asymmetrische Belastungen der oberen Extremität und Brustwand sollten bei Risikopatienten noch mindestens drei Monate post-OP vermieden werden.

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