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22.05.2014 – Regionalverband Baden-Württemberg

PT-Schüler müssen kein Schulgeld zahlen, sondern bekommen Geld: Der Südwesten geht voran

Seit 2012 zahlen die Schüler der Physiotherapieschule Freiburg kein Schulgeld mehr. Die Entwicklung geht weiter: Auch in der Uniklinik Heidelberg müssen Physiotherapie-Auszubildende jetzt kein Schulgeld mehr zahlen. Wer im dritten Ausbildungsjahr ist, bekommt sogar eine Einmalzahlung.
Zur Erinnerung Irgendwann Anfang des Jahres 2012 begehrten nahezu sämtliche Schüler an der Physiotherapieschule des Uniklinikums Freiburg gegen die Verpflichtung auf, Schulgeld zu zahlen. Mit Hilfe der Gewerkschaft ver.di sowie anwaltlicher Unterstützung wurde schließlich durchgesetzt, dass Schüler der PT-Schule am Uniklinikum Freiburg kein Schulgeld mehr bezahlen. Schüler der anderen PT-Schulen in Baden-Württemberg, die einen klinischen Träger haben, zahlen hingegen bis heute Schulgeld. Eine Bereitschaft der dortigen Schüler, ihr Recht durchzusetzen, bestand offenkundig nicht. Die Gründe hierfür sind nach Rücksprache von PHYSIO-DEUTSCHLAND vielfältig. Insbesondere sei man besorgt gewesen, dass sich die Ausbildungsqualität verschlechtern könnte. Gewerkschaft ver.di nimmt sich der PT-Schüler in Freiburg und Heidelberg an Was in 2012 begann und zu einem ersten Erfolg führte, setzte sich in 2013 und bis heute fort: Viele ehemalige Schüler der PT-Schule in Freiburg haben Klage beim Landgericht Freiburg eingereicht und Schulgeldrückzahlung verlangt. Es bleibt abzuwarten, wie die Gerichte die Rechtslage beurteilen. ver.di hat erkannt, dass auch PT-Schüler an Schulen mit klinischem Träger gewerkschaftlicher Vertretung bedürfen und deshalb in den jüngst beendeten Tarifverhandlungen mit Unterstützung von PHYSIO-DEUTSCHLAND Baden-Württemberg Forderung auf Einstellung von Schulgeldzahlungen einerseits, Zahlung einer Ausbildungsvergütung andererseits erhoben. Auch wenn die meisten Beteiligten dies eher als irreale Forderung vermutet hätten, der Einsatz hat sich gelohnt, wie jetzt die Pressemitteilung von ver.di zum Verhandlungsergebnis belegt. Wir zitieren auszugsweise: Die Auszubildenden in der Physiotherapie, die bisher statt eine Vergütung zu erhalten für ihre Ausbildung bezahlen mussten, werden auch deutlich besser gestellt: Physiotherapie-Azubis müssen kein Schulgeld mehr bezahlen: Mit den Arbeitgebern zusammen werden Gespräche aufgenommen, um Regelungen zu erreichen, die ein Ausbildungsentgelt für sie möglich machen. Vereinbart wurde außerdem, dass Physiotherapie-Auszubildende, die jetzt  im dritten Lehrjahr sind, eine Einmalzahlung von 2.000 Euro erhalten. Für die anderen wird die Frage der Vergütung in der nächsten Tarifrunde wieder aufgenommen. Die ver.di Tarifkommission wird laut Pressemitteilung über das Tarifergebnis beraten. Bei einer Zustimmung würde eine Urabstimmung entfallen. ver.di wird in den nächsten Wochen eine aufsuchende Mitgliederbefragung über das Ergebnis durchführen. Deshalb wurde eine Erklärungsfrist von zwei Wochen vereinbart. Ausblick „Manch ein Leser wird sich angesichts dieser Entwicklung verwundert die Augen reiben: Physiotherapieschüler zahlen kein Schulgeld mehr. Sie erhalten sogar noch Geld“, so Michael N. Preibsch, Vorstandsvorsitzender von PHYSIO-DEUTSCHLAND Baden-Württemberg, in einer ersten Stellungnahme. „Das ist ein Paradigmenwechsel, der bis vor kurzem undenkbar war, auch wenn sich sicherlich jeder Physiotherapeut immer schon gefragt hat, weshalb er für seine Ausbildung zahlen muss.“ Preibsch weiter: „Ich werde persönlich umgehend mit ver.di Kontakt aufnehmen, um weitere Schritte zu besprechen. ver.di hat mir sehr deutlich signalisiert, dass auch dort ein großes Interesse an einer solchen Zusammenarbeit besteht.“ Reden Sie mit: Podiumsdiskussion am 24.05.2014 „Fachkräfte für die Zukunft sichern. Ist das Schuldgeld bzw. sind Studiengebühren für Physiotherapeuten noch zeitgemäß?“: Das Thema steht auch im Mittelpunkt der diesjährigen Aktuellen Stunde, die im Rahmen der Jahreshauptversammlung von PHYSIO-DEUTSCHLAND Baden-Württemberg am 24.05.2014 stattfindet. Auch Nicht-Mitglieder sind zur Podiumsdiskussion eingeladen.