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17.02.2020

Nachbericht Süddeutsches Verbändesymposium 2020: Update rund um Diagnostik, Therapie und Behandlungstechniken

Das Süddeutsche Verbändesymposium am 08. Februar 2020 auf der TheraPro in Stuttgart vermittelte physiotherapeutisches Fachwissen auf hohem Niveau. Zahlreiche Teilnehmende nutzten die Chance, ihre Kenntnisse rund um Diagnostik, Therapie und Behandlungstechniken aufzufrischen und sich interdisziplinär auszutauschen. Die Landesvertretungen Baden-Württemberg und Bayern von PHYSIO-DEUTSCHLAND und VPT hatten das Programm gemeinsam geplant.

Die nicht-operative Therapie am Fuß auf Basis der Spiraldynamik® stellte Physiotherapeut Dr. phil. Jens Wippert vor. Häufig führen Fehl- und Überbelastung sowie strukturelle Zerstörung zu funktionellen Fußpathologien. Der Therapieansatz umfasst alle Bereiche von der bipolaren Wirbelsäulenaufrichtung über Becken-Hüftregion und Fuß bis hin zur Beinachse. Wichtig ist, dass der Patient entsprechende Lernschritte mitgeht, u.a. Wahrnehmung, Mobilisation, Ansteuerung bzw. Kräftigung, und dass sich die Therapie gut in den Alltag integrieren lässt. Wie diese Patienten therapiebegleitend mit orthopädischen Hilfsmitteln versorgt werden, zeigte Orthopädieschuhtechniker Franz Fischer anhand konkreter Beispiele auf.

Atemphysiotherapie in Theorie und Praxis stand im zweiten Modul des Verbändesymposiums auf dem Programm. In Vertretung von Physiotherapeutin Christine Rauner vermittelte Miriam Schwarzlmüller von PHYSIO-DEUTSCHLAND die Grundlagen der Atemphysiotherapie. Dieses spannende Behandlungsfeld für Therapeuten widmet sich Funktionsproblemen der Atempumpe aus knöchernem Thorax, Muskeln und Nervensystem. Welche anatomischen Strukturen hinter der Atemmechanik stecken und wie deren Dysfunktionen unter integrativen Aspekten behandelt werden können, referierte Physiotherapeut und Osteopath Volker Hollemann. Mit Atemübungen aus dem Yoga machte Physiotherapeutin und Yogalehrerin Anja Vogelmann das therapeutische Potenzial der Atemtherapie erlebbar. So lassen sich yogatherapeutische Atemübungen z.B. bei wirbelsäulen-assoziierten Beschwerden einsetzen.

In der Mittagspause stellte sich Bundestagsabgeordneter und Physiotherapeut Dr. Roy Kühne im Rahmen einer Podiumsdiskussion den Fragen des VPT-Bundesvorsitzenden Hans Ortmann, des stellvertretenden Bundesvorsitzenden von PHYSIO-DEUTSCHLAND Uwe Eisner und des Publikums.

Das Nachmittagsprogramm des Verbändesymposiums gestalteten sechs Referenten der International Academy of Orthopedic Medicine (IAOM). Dr. med. Gunther Windisch ging auf vielfach vernachlässigte Symptome des vegetativen Nervensystems ein, die u.a. mit Veränderungen der Wirbelsäule einhergehen können. Er plädierte dafür, immer eine vegetative Anamnese zu erheben, da das Beobachten z.B. von Hautveränderungen und das Wissen um segmentale Zusammenhänge wegweisend für Diagnostik und Therapie sein können.

Wie körpereigene Stoffe aktive Entzündungsprozesse im Körper beeinflussen können und wie sich dieses Potenzial in der Manuellen Therapie nutzen lässt, verriet Physiotherapeut Alexander Salecic. Studien zeigen u.a., dass sich durch Bindegewebsdehnung die Konzentration dieser sog. Specialised pro resolving mediators (SPMs) im Gewebe erhöhen lässt, was zur Reduzierung von Entzündungsmarkern und zu Schmerzlinderung führe.

Welche Alarmzeichen es in der physiotherapeutischen Diagnostik von Wirbelsäulensyndromen zu beachten gilt, zeigte der Vortrag von Physiotherapeut Andreas Lieschke. Um schwerwiegende, gefährliche Erkrankungen im Bereich der LWS, BWS und HWS ausschließen zu können, müssen Therapeuten die sog. Red Flags erkennen und richtig interpretieren.

Physiotherapeut und Diplomsportlehrer Dimitri Reder referierte über die klinische Untersuchung, Diagnostik und Therapie der Symphyseninstabilität, einer häufig übersehenen Ursache für chronische Leistenschmerzen.

Physiotherapeut Hubert Kriebernegg beantwortete in seinem Vortrag die Frage, welche Rolle der subtalare Komplex für die Biomechanik des Fußes spielt. Der Referent erklärte zudem klinische Tests zur Erkennung von Hypo- bzw. Hypermobilitäten.

Zum Zusammenhang von chronischem Schmerz, Genetik und Umwelt präsentierte Physiotherapeutin Anja Matthijs zahlreiche Studienergebnisse und leitete deren Bedeutung für die Praxis ab.

Das Süddeutsche Verbändesymposium 2020 stand mit dem physiokongress und ergotag im Rahmen der Fachmesse + Kongress TheraPro unter einem gemeinsamen Dach: Das Motto des kompletten Kongressprogramms vom 7. bis 9. Februar, dessen Module frei kombinierbar waren, lautete: „Team works!“

Zum Auftakt des Verbändesymposiums hatten PHYSIO-DEUTSCHLAND und VPT Baden-Württemberg und Bayern bereits am ersten Messetag zu einem berufspolitischen Vortrag eingeladen, bei dem Michael Austrup, Markus Norys und Rocco Caputo (PHYSIO-DEUTSCHLAND) sowie Hans Ortmann (VPT) über die erfolgreiche Verbandsarbeit des vergangenen Jahres, die Herausforderungen und Perspektiven für die Zukunft berichteten. PHYSIO-DEUTSCHLAND und VPT befinden sich aktuell in Fusionsverhandlungen, was auf Nachfrage unter den Therapeuten im Vortragsraum breite Zustimmung fand.

 

Fotos

Foto 1: (von links nach rechts) VPT-Bundesvorsitzender Hans Ortmann und stellvertretender Bundesvorsitzender von PHYSIO-DEUTSCHLAND Uwe Eisner mit dem Bundestagsabgeordneten und Physiotherapeut Dr. Roy Kühne

Foto 2: Physiotherapeut Dr. phil. Jens Wippert

Foto 3: Orthopädieschuhtechniker Franz Fischer

Foto 4: Miriam Schwarzlmüller, Vorstandsmitglied PHYSIO-DEUTSCHLAND Landesverband Bayern

Foto 5: Physiotherapeut und Osteopath Volker Hollemann

Foto 6: Physiotherapeutin und Yogalehrerin Anja Vogelmann

Foto 7: Dr. med. Gunther Windisch

Foto 8: Physiotherapeut Alexander Salecic

Foto 9: Physiotherapeut Andreas Lieschke

Foto 10: Physiotherapeut und Diplomsportlehrer Dimitri Reder

Foto 11: stellvertretender Bundesvorsitzender VPT und Landesvorsitzender VPT Landesgruppe Baden-Württemberg Raymond Binder mit Physiotherapeut Hubert Kriebernegg

Foto 12: Physiotherapeutin Anja Matthijs