Interview mit Stefan Hegenscheidt: Neuer Treasurer der IPPTA
Stefan Hegenscheidt von der Physio-Akademie gGmbH und langjähriges Mitglied bei Physio Deutschland wurde kürzlich zum Treasurer (deutsch: Schatzmeister) der International Private Physiotherapists Association (IPPTA) gewählt. Er wird diese Position für die nächsten zwei Jahre ausüben. In unserem Interview spricht der 50-jährige Physiotherapeut und internationale Repräsentant für Physio Deutschland über die Herausforderungen und Ziele in seiner neuen Funktion, die Bedeutung internationaler Zusammenarbeit und wie er die Zukunft der Physiotherapie mitgestalten möchte. Erfahrt mehr über seine Pläne und worauf sich Stefan Hegenscheidt persönlich in dieser spannenden neuen Aufgabe freut.
1. Herzlichen Glückwunsch zur neuen Position als Treasurer der IPPTA. Welche Bedeutung hat die Funktion als Schatzmeister für dich und für die internationale Physiotherapie-Community?
„Vielen Dank. Es ist mir eine besondere Ehre, diese Funktion zu übernehmen, besonders in einer Zeit, in der die Physiotherapie weltweit vor großen Herausforderungen, aber auch vielen Chancen steht. Für mich persönlich bedeutet es, dass ich aktiv dazu beitragen kann, die finanzielle Stabilität der IPPTA zu sichern und ihre Visionen voranzutreiben. Für die internationale Physiotherapie-Community hoffe ich, dass meine Arbeit dazu beiträgt, den Berufsstand besser aufzustellen, auch finanziell, um langfristige Strategien zu ermöglichen, die uns allen zugutekommen. Ich freue mich darauf, eng mit Kolleginnen und Kollegen weltweit zusammenzuarbeiten, um nachhaltige Lösungen zu entwickeln.“
2. Welche Aufgaben hast du als Schatzmeister bei der IPPTA?
„Grundsätzlich arbeite ich mit den IPPTA-Vorstandskolleg*innen gemeinsam an allen Projekten. In meiner Funktion als Schatzmeister bin ich aber natürlich speziell für das Finanzmanagement der IPPTA verantwortlich. Dazu gehört die Budgetverwaltung mit der Erstellung und Überwachung des jährlichen Budgets. Dazu gehört weiterhin die Finanzberichterstattung. Regelmäßige Berichte über die finanzielle Lage an die Vorstandskolleg*innen und die Mitgliedsverbände, um Klarheit über Ausgaben, Einnahmen und Rücklagen zu schaffen. Die Mittel entsprechend zuweisen, gehört ebenfalls zu meinen Aufgaben. Sicherstellen, dass die Gelder effizient für die Projekte und Ziele der IPPTA verwendet werden, unter anderem für die internationale Zusammenarbeit und die Förderung der Physiotherapie. Und nicht zuletzt die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften: Sicherstellen, dass die Organisation alle relevanten finanziellen Vorschriften und internationale Best-Practice-Standards einhält.“
3. Welche Ziele hast du dir für deine Amtszeit gesetzt?
„Als Schatzmeister habe ich das Ziel, die finanzielle Basis und Transparenz der IPPTA zu stärken, um langfristige Stabilität zu gewährleisten und der Organisation zu ermöglichen, ihre Initiativen auszuweiten. Als Vorstandsmitglied möchte ich außerdem vor allem dazu beitragen, den praktischen Nutzen der Zusammenarbeit für die Mitgliedsverbände zu stärken.“
4. Kannst du näher erläutern, wie du die finanzielle Entwicklung der IPPTA beeinflussen möchtest?
„Ich möchte sicherstellen, dass alle finanziellen Abläufe und Strukturen klar und nachvollziehbar sind, um das Vertrauen der Mitgliedsverbände zu erhalten. Dazu gehört auch die Vereinfachung internationaler Geldtransfers durch einen Wechsel zu Online-Geldinstituten, im besten Fall Green Banking, weil mir die Nachhaltigkeit am Herzen liegt. Nachhaltigkeit ist auch das Schlagwort für die Budgetierung, damit die Mitgliedsbeiträge möglichst stabil bleiben. Und auch das Wachstum der Einnahmen ist natürlich wichtig. Dazu gilt es, Berufsverbände weiterer Länder vom Nutzen einer IPPTA-Mitgliedschaft zu überzeugen. Außerdem arbeite ich eng mit Margaret Hanlon, unserer Business Development Executive zusammen, die für mögliches Sponsoring und finanzielle Partnerschaften verantwortlich ist.“
5. Wie könnte deine Arbeit als Treasurer der IPPTA die Interessen der deutschen Physiotherapeut*innen beeinflussen? Welche Themen möchtest du besonders hervorheben?
„Als Schatzmeister der IPPTA habe ich die Möglichkeit, die spezifischen Herausforderungen, die deutsche Physiotherapeut*innen betreffen, in die internationale Debatte einzubringen. Ein Thema von besonderer Bedeutung ist die Verbesserung bzw. Vereinfachung der Vergütungsstrukturen. In Deutschland stoßen wir immer wieder auf Zahlungsprobleme und administrative Hürden. Ich möchte das Bewusstsein für diese Probleme in der internationalen Gemeinschaft schärfen, damit wir gemeinsam Lösungen finden können, die sich positiv auf unsere Situation in Deutschland auswirken.“
6. Auf dem letzten IPPTA-Treffen in Kapstadt, Südafrika, wurde viel über die Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) und neue technologische Entwicklungen diskutiert. Wie schätzt du die Bedeutung dieser Innovationen für die Zukunft der Physiotherapie ein, insbesondere für (private) Praxen in Deutschland?
„Ich sehe großes Potenzial in der Integration von KI und anderen Technologien in den Praxisalltag. Für Privatpraxen kann dies beispielsweise bedeuten, dass Verwaltungsprozesse wie Terminvereinbarung, Abrechnung und sogar Teile der Patient*innenverwaltung effizienter gestaltet werden können. Das reicht bis hin zur KI-gestützten Patientendokumentation, für die es bereits jetzt spezielle KI-Versionen gibt. Das kann nicht nur Zeit sparen, sondern auch den bürokratischen Aufwand reduzieren und so mehr Raum für die eigentliche Arbeit mit den Patient*innen lassen. Gerade in Deutschland, wo der Verwaltungsaufwand oft als Belastung empfunden wird, müssen wir natürlich für erhebliche Entlastung sorgen. Ich denke, dass diese Technologien gut in unsere Arbeitsabläufe integriert werden können, unsere Arbeitszufriedenheit verbessern können, und letztlich dem Wohl unserer Patient*innen dienen.“
7. Die Rekrutierung und Bindung von Fachkräften bleibt ein globales Thema. Welche konkreten Schritte siehst du als notwendig, um junge Talente für die Physiotherapie zu begeistern und langfristig im Beruf zu halten?
„Es ist wichtig, dass wir den Beruf der Physiotherapie nicht nur als Gesundheitsdienstleistung, sondern auch als attraktiven und entwicklungsorientierten Berufsweg präsentieren. Das beginnt bei den Ausbildungsmöglichkeiten. Hier brauchen wir gezieltere Programme, die das Interesse junger Menschen für die Physiotherapie wecken. Auch Mentoring und Weiterbildung spielen eine zentrale Rolle. Viele neue Physiotherapeut*innen wünschen sich flexible Arbeitszeiten und Karrieremöglichkeiten, die es ihnen ermöglichen, Beruf und Privatleben zu vereinbaren. Da müssen wir ggf. alte Strukturen aufbrechen, denn diese Bedürfnisse sollten ernst genommen und geeignete Angebote geschaffen werden, um so Fachkräfte langfristig binden zu können. Ich halte es auch für besonders wichtig, die Bedeutung der Führungskräfteentwicklung hervorzuheben. Junge Talente müssen das Gefühl haben, dass sie in diesem Beruf wirklich etwas bewegen können."
8. Abschließend eine persönliche Frage: Welche Aspekte deines neuen Amts als Schatzmeister begeistern dich am meisten, und worauf freust du dich während deiner Amtszeit besonders?
„Am meisten freue ich mich auf die aktive Gestaltung der internationalen Zusammenarbeit im Bereich der Physiotherapie. Die Möglichkeit, mit Kolleg*innen auf der ganzen Welt zusammenzuarbeiten, neue Perspektiven zu entdecken und gemeinsam Lösungen für unsere globalen Herausforderungen zu finden, ist für mich besonders spannend. Ich freue mich auch darüber, wie wir als IPPTA eine gesunde finanzielle Basis nutzen können, um diese Zusammenarbeit zu ermöglichen, die den Physiotherapieberuf voranbringt."
Zur IPPTA
Die International Private Physiotherapists Association (kurz: IPPTA) ist eine weltweite Organisation, die sich für die Interessen von freiberuflichen Physiotherapeut*innen einsetzt. Die Ziele der IPPTA: Weiterbildung von Physiotherapeut*innen, die freiberuflich arbeiten, Benchmarking für Mitgliedsorganisationen und gegenseitiger Informationsaustausch zwischen Mitgliedsorganisationen. Die IPPTA bietet daher eine Plattform für den internationalen Austausch, unterstützt ihre Mitglieder*innen bei der Bewältigung administrativer Hürden und fördert den Einsatz von Innovationen wie künstlicher Intelligenz, um die Effizienz in der Physiotherapie zu steigern. Zudem vertritt die IPPTA ihre Mitglieder*innen gegenüber politischen Entscheidungsträgern und setzt sich für eine nachhaltige Entwicklung des Berufsstands ein.
Weitere Informationen zur IPPTA und zu internationalen Beziehungen von Physio Deutschland sind direkt verlinkt. Hier geht es auch noch direkt zu unseren Meldungen zum IPPTA Treffen in Kapstadt, 2024 und zum IPPTA Treffen in Dublin, 2023.
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