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23.07.2015

GKV-Versorgungsstärkungsgesetz – verbändeübergreifende Informationsveranstaltung in Stuttgart

Die Verabschiedung des GKV-Versorgungsstärkungsgesetzes durch den Deutschen Bundestag im Juni bringt Veränderungen für uns Physiotherapeuten mit sich. Einige unserer Forderungen wurden im Gesetz umgesetzt, wichtige Kernprobleme – wie die geringe Vergütung und die sinkende Attraktivität des Berufes - blieben jedoch unangetastet. Über die Einzelheiten des Gesetzes informierten am gestrigen Mittwoch, Michael N. Preibsch, Vorsitzender des Landesverbands Baden-Württemberg und stellvertretender Bundesvorsitzender vom Deutschen Verband für Physiotherapie sowie Raymond Binder, Vorsitzender der VPT-Landesgruppe Baden-Württemberg.

Am 12. Juni 2015 verabschiedete der Deutsche Bundestag das GKV-Versorgungsstärkungsgesetz. In den letzten Wochen haben die Berufsverbände die Auswirkungen des Gesetzes für Physiotherapeuten analysiert – die Ergebnisse haben nun die Vorsitzenden der baden-württembergischen Landesverbände von PHYSIO-DEUTSCHLAND und VPT vor über 60 Mitgliedern in einer Informationsveranstaltung vorgestellt. Fazit: Das GKV-Versorgungsstärkungsgesetz hat positive Tendenzen, löst aber nicht unser Kernproblem der zu geringen Vergütung für physiotherapeutische Leistung und die sinkende Attraktivität unseres Berufes.

Worum es im GKV-VSG genau geht

Das Gesetz tritt mit dem heutigen Tag in Kraft, die Verbände informierten also topaktuell. Michael N. Preibsch (PHYSIO-DEUTSCHLAND) und Raymond Binder (VPT) legten detailliert dar, in welchen Punkten das neue Gesetz Auswirkungen auf die Physiotherapie hat. Diese sind kurzgefasst:

  • die Möglichkeit der Verordnung von Heilmitteln im Rahmen der Entlassung des Patienten aus dem Krankenhaus oder der stationären Reha;

  • die Einführung einer Arztsoftware, die Fehler bei der Ausstellung von Heilmittelverordnungen ausschließt;

  • die Verpflichtung der Krankenkassen, mit den Berufsverbänden über die Vorgaben für die notwendigen Angaben auf Heilmittelverordnungen sowie Prüfpflichten Vereinbarungen zu treffen;

  • die Einrichtung eines sogenannten Innovationsfonds, um neue Versorgungsformen zu erproben und Versorgungsforschung zu ermöglichen;

  • die bundesweite Angleichung der Heilmittelpreise.

Großer Informations- und Redebedarf

Gleich schon zu Beginn der Veranstaltung wurde deutlich, welch hoher Informationsbedarf auf Seiten der Teilnehmer bestand. Viele Redebeiträge und Fragen aus dem Publikum zeigten, wie wichtig es war, die Themen des Gesetzes in einer Veranstaltung aufzugreifen. Besonders das Thema „Neue Arztsoftware“ stieß auf großes Interesse der Anwesenden – kein Wunder, wird durch diese neue Software doch endlich jeder Physiotherapeut von der derzeitigen Prüfpflicht entbunden: Ab 01.01.2017 werden alle verschreibenden Ärzte verpflichtet sein, eine zertifizierte Software einzusetzen, die künftige Formfehler bei der Ausstellung von Verordnungen im Vorherein prüft. Die Enttäuschung der Teilnehmer, dass bis zum verpflichtenden Einsatz noch eineinhalb Jahre ins Land gehen, versuchte Preibsch zu lindern in dem er erklärte, dass diese Software erst entwickelt und erprobt werden muss. Dies beanspruche nicht wenig Zeit.

Berufspolitische Forderungen müssen weiter vehement vertreten werden

Binder und Preibsch machten keinen Hehl daraus, dass trotz der positiven Tendenzen des Gesetzes, einige unserer wichtigsten Forderungen nicht aufgegriffen oder zugunsten anderer Themen wieder fallengelassen wurden. So zum Beispiel die Abkopplung der Preisverhandlungen mit den Kassen von der Grundlohnsumme. Dass sich die Verbände hier mit ihrer Forderung nicht durchsetzen konnten, ist umso ärgerlicher, als dass es eine Zusicherung aller Parteien im Vorfeld gab, die Grundlohnsumme endlich zu kippen. Binder betonte jedoch, dass das GKV-VSG insofern ein Meilenstein sei, als dass ihm jahrelanger Stillstand voraus ging: „Unsere Forderungen zum Beispiel bezüglich einer höheren Vergütung, mehr Autonomie, einer Modernisierung der Ausbildung und einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen bleiben bestehen – hier müssen wir weiter kämpfen. Mit dem GKV-VSG ist aber endlich ein Stein ins Rollen gekommen, allein das ist ein positives Signal, nachdem jahrelang nichts passiert ist.“

Gemeinsamkeit kommt an

Dass sich beide Verbände zu einer gemeinsamen Veranstaltung zusammengetan haben, wurde von einer Teilnehmerin lobend hervorgehoben: „Die Verbände sollen endlich – wie heute hier - gemeinsame Sache machen und die Interessen von uns Therapeuten gemeinsam vertreten.“ Der Redebeitrag erntete großen Applaus. Binder und Preibsch betonten, dass es auch in Zukunft gemeinsame Veranstaltungen geben werde – beispielsweise das Politikergespräch vor den Landtagswahlen im Rahmen des physiokongresses am 29.01.2016 oder der gemeinsame Messeauftritt auf der therapro am letzten Januarwochenende des kommenden Jahres. „Es muss uns als Verbänden aber auch erlaubt sein, in politischen Fragen über den besseren Weg zu streiten“, ergänzt Preibsch. Ein Punkt, in denen die politische Strategien der Verbände auseinander ging, sei beispielsweise das Blankorezept. Während die VPT-Bezirksgruppe Berlin-Brandenburg mit der IKK Berlin-Brandenburg derzeit ein Modellvorhaben zum Blankorezept initiiert, äußert Preibsch Bedenken: „Für mich ist es keine Frage, dass uns das Blankorezept kompetenzmäßig zusteht – in der Umsetzung sind aber viele Punkte derzeit noch ungeklärt. Für mich ist es wichtig, diese Fragen vorab zu klären, damit es am Ende kein böses Erwachen gibt.“

Vorträge in den Regionen

Aufgrund des Erfolges und Zuspruchs der Veranstaltung werden beide Verbände, gemeinsam, wenn es sich anbietet, die Informationsveranstaltung zum GKV-VSG auch vor Ort in den Regionen abhalten.

Interessierte können sich an die Geschäftsstellen wenden, die Termine werden selbstverständlich auch im Internet bekannt gegeben.

Ansprechpartner für weitere Informationen:

Deutscher Verband für Physiotherapie (ZVK)
Landesverband Baden-Württemberg e.V.
Jenny Dusche /Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fritz-Walter-Weg 19, 70372 Stuttgart
Tel. 0711. 925 41 12 / 0711. 925 41 16
Fax 0711. 925 41 44
dusche@bw.physio-deutschland.de
www.bw.physio-deutschland.de