Fachkräftemangel und Anerkennung ausländischer PT-Abschlüsse - Opposition fragt und drei Ministerien antworten

Die Zahl der parlamentarischen Anfragen, die jährlich gestellt werden, dürfte enorm sein – immer häufiger betreffen solche Anfragen auch die Physiotherapie. So auch eine Anfrage der SPD vom Juni dieses Jahres, auf die Sozial-, Finanz- und Innenministerium Baden-Württemberg am 24.07.2017 ausführlich geantwortet haben.

Fachkräftemangel in Baden-Württemberg?

So fragte die SPD:

„In welchen der einzelnen Berufe aus dem Bereich Gesundheit/Soziales nach den Definitionen der Bundesagentur für Arbeit in Baden-Württemberg herrscht landesweit Fachkräftemangel, bestehen Anzeichen für einen Fachkräfteengpass, bestehen keine Anzeichen für Engpässe bestehen oder können keine Aussagen getroffen werden?“

Und so antworten die Ministerien inhaltlich:

Aus der Fachkräfteengpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit vom Dezember 2016 wird von 29 betroffenen Berufen für fünf Berufe ein Fachkräftemangel festgestellt. Und zwar für Apotheker, Hebammen/Entbindungspfleger, Gesundheits- und (Kinder)Krankenpfleger, Altenpfleger – und für Physiotherapeuten!

Hierzu Michael Austrup, Vorstand Physio-Deutschland Baden-Württemberg:

„Angesichts dieser nun auch durch das Land Baden-Württemberg bestätigten Tatsache eines Fachkräftemangels im Bereich der Physiotherapie ist es mir absolut unbegreiflich, dass es die Landesregierung anlässlich der aktuellen Novellierung des Privatschulgesetzes bewusst unterlässt, die Physiotherapieschulen mit höheren Zuschüssen zu versorgen. Denn nur höhere Zuschüsse des Landes versetzen die PT-Schulen in die Lage, auf (hohe) Schulgeldzahlungen zu verzichten – und so für junge Menschen attraktiv zu sein, den Beruf des Physiotherapeuten zu erlernen.“

Anerkennungsquote ausländischer PT-Ausbildungen

So fragte die SPD:

„Wie viele Anträge auf Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse für Gesundheitsfachberufe und soziale Berufe sind im Jahr 2016 in Baden-Württemberg beim zuständigen Regierungspräsidium Stuttgart gestellt worden, für wie viele Anträge konnte ohne bzw. nach erfolgreicher Nachqualifikation oder Prüfung die Gleichwertigkeit festgestellt werden, wie viele Anträge konnten aufgrund unvollständiger oder noch zu überprüfender Unterlagen noch nicht entschieden werden und wie viele Anträge mussten abgelehnt werden ?

So die Stellungnahme der Ministerien:

In den Gesundheitsfachberufen (ohne Hebammen) wurden im Jahr 2016 insgesamt 362 Anträge auf Anerkennung einer ausländischen Berufsqualifikation gestellt – davon 165 Anträge von Physiotherapeuten. Und von diesen 165 Anträge wurden insgesamt 45 Erlaubnisse zum Führen der Berufsbezeichnung erteilt – in 17 Fällen allerdings erst nach Durchlaufen eines Anpassungslehrgangs, im Zweifel also eines Praktikums in einer Klinik oder einer Praxis.

Dauer der Anerkennungsverfahren

So fragte die SPD:

„Wie viel Zeit nimmt die Bearbeitung vollständiger Anträge auf Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse etwa in Anspruch, aus welchen Gründen und wie lange verzögern sich die Verfahren gegebenenfalls?“

Und so antworten die Ministerien:

„Bei EU-Ausbildungen erfolgt die Anerkennung nach der EU-Richtlinie 2005/36/EG in einem automatischen Anerkennungsverfahren. Bei Vorliegen aller nötigen Unterlagen erfolgt die Anerkennung ohne nähere Prüfung bereits nach wenigen Tagen.

In allen anderen Fällen ist die Bearbeitungszeit vom Einzelfall abhängig. Es sind genauere und sehr umfangreiche Prüfungen erforderlich.

Verzögerungen ergeben sich in den Gesundheitsfach-, Pflege- und sozialen Berufen vor allem auch durch die Teilnahme der Antragstellerinnen und Antragsteller an mehrmonatigen Anpassungsmaßnahmen.

Insgesamt muss eingeräumt werden, dass aufgrund der schwierigen Personalsituation des Landesprüfungsamts (siehe Ziffer 5) und den immer komplexeren rechtlichen Vorgaben die gesetzlich vorgegebenen Fristen bislang nur bei EU-konformen Ausbildungen eingehalten werden können.

Um die Verfahren zu beschleunigen, hat das Regierungspräsidium zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingesetzt, die die Anträge erfassen und auf Vollständigkeit überprüfen. Zudem wurden weitere Maßnahmen zur Stärkung des zuständigen Referats im Regierungspräsidium Stuttgart veranlasst.“

Wer sich für weitere Details der Antworten der drei oben genannten Ministerien interessiert, etwa, aus genau welchen Ländern sich ausländisch ausgebildete PTs wegen einer Anerkennung melden oder wie es in anderen Gesundheitsberufen aussieht, findet hier die entsprechende Drucksache verlinkt.